Montag, 28. November 2005

Die Leiden des jungen Stoerti Stoertebekers

Es war im Spätsommer des Jahres 1986, als eine für mich entscheidende Veränderung in mein bis dato junges und eher unschuldiges junge Leben eintrat: der Wechsel auf die "weiterführende Schule", den ich von meinen Eltern hart erkämpfen musste, da sie bis dahin in mir eher gern den Praktiker als den Theoretiker gesehen hätten.
Mit diesem Wechsel tat sich ein mir bis dahin eher unentdecktes Feld in meinem Leben auf: ein ungeheuer-faszinierendes, schier unerschöpfliches Feld bis dahin unbekannter aber schon damals sehr attraktiver Wesen, der potentiellen Piratinnen und Seeräuberinnen.

Lachend-kichernd steckten sie den Kopf zusammen, wenn man sich verrsuchte ihren Gruppen und Grüppchen zu nähern oder gar versuchte sich ihnen anzuschliessen. Grössere und Ältere, pickelgesichtige und narbige Jungs fanden sie süss, doch die "Kinder" aus der zweiten Reihe (wer wollte sich damals schon in die Streberbank setzen!?) waren da eher die "kleinen" die es nicht mal zu einem "niedlich" in einem "open-beginning-ranking" schaffen konnten.
Doch auch hier hatte es den jungen noch-nicht-einmal pubertierenden Stoerti erwischt, so kalt wie manch anderen gleichaltrigen Leidensgenossen Generationen vor und auch Generationen nach ihm erwischen sollte. Eine hatte es geschafft allein durch Ihren Anblick das junge Seeräuberherz binnen weniger Sekunden in bis dahin ungeahnt-hohen Frequenzen höher schlagen zu lassen: Sie war lang, sie war schlank, sie war sportlich, sie war blond, sie wusste es sich herauszuputzen und sie war so attraktiv, dass es nicht nur dem jungen Stoertebeker auffiel, sondern mindestens zwei handvoll Jungs aus der gleichen Jahrgangsstufe und mindestens dreimal sovielen aus allen darüber- und darunterliegenden Jahrgängen.

Doch was hatte eine Stoertebeker von gerade mal zarten elf Jahren zu bieten, ausser einem Bärchenanorak, quietenschend-bunten Kunst-Wildleder-Stiefeln die mit allergrösster Regelmässigkeit von weissen Salzkrusten überzogen waren, einem grünen AMIGO-Schulranzen, aber dem - meiner Meinung nach zum damaligen Zeitpunkt - reinsten Herzens, dass sich eine Seeräuberbraut hätte vorstellen und wünschen können?!
Was hatte ich schon zu bieten, einer durch und durch grosse Sportlerin verehrt im hiesigen Turnverein und gecoached durch den "grossartigen" hier gebürtigen Olympiasieger im Geräteturnen? Eine Tennisspielerin, in die die Tennisabteilung des gleichen Vereins mindestens ebenso grosse Hoffnungen setzte wie die Kunstturnabteilung und sich dadurch letztlich beide miteinander nicht grün werden konnten? Einer jungen Dame, die in jüngsten Jahren schon den Grössten der Grossen die Hände geschüttelt hatte und Preise und Anerkennung durch die damaligen nationalen Tennisstars Becker & Graf erhalten hatte? Auf deren Turnurkunden grosse Namen von Präsidenten des Bundes und des Bundesdeutschen Sportbundes standen?

Gut, ich hatte ihr gegenüber mehrfach schon durchblicken lassen, dass ich seit jüngster Kindheit in den Genuss einer asiatischen Nahkampfausbildung gekommen war (nein, nicht Ki-Bo-Tu!), mehrfach Judo-Meisterschaften auf regionaler und überregionaler Ebene für mich entschieden hatte, wobei sie natürlich übersehen haben wird, dass ich meine Kampferfahrung nicht in den höheren und oberen Gewichtsklassen meiner Altersklasse entschieden hatte. Und ich hatte mich in den Strassenschlachten unseres Hangs an dem wir wohnten, aber im Kampf gegen das Proletariat der Beethovenstrasse bewährt, wobei sie das all die Jahre sicherlich ebenso ignoriert haben muss, wie meinen grandiosen Sieg im Klassenwettlauf über 800m in einer bravourösen Zeit von 2:48min, die allerdings für mich durch meine Verfolgerin mit langen roten Haaren und einem dicken Zopf mit einem burischen Dialekt, der sich ebenso langgezogen aber dick anhörte wie ihre Beine waren, leider etwas geschmälert wurde.

Tja und so kam es, das der junge Stoertebeker von ihr leider ignoriert wurde, selbst wenn ich von meinem fabelhaften Vater in Schafspelzjacke (aussen weisses Wild-leder, innen dicker Schafspelz) und grünem mit Lehrer-für-den-Frieden-, Friedenstauben- und Greenpaece- (wenn der letzte Baum gerodet .... so gross wie heute manches Arschgeweih!)- Aufkleber-zugepapptem-Uralt-VW-Bus abgeholt wurde während sie zu ihrer Mutti ins weisse Golf-Cabriolet stieg.

Drei Jahre lang blieb diese junge und zarte Knospe der Liebe leider unerwiedert ...

Wie ich darauf komme?! Ich habe sie neulich wiedergetroffen und sie beinahe nicht wiedererkannt. Vielleicht lag es an den Piercings, wahrscheinlicher aber an den seltsam gesträhnt-gefärbten Haaren aber ganz sicher an der mittlerweile unverteilhaften und alles andere als kunstturntauglichen Figur die sich bis ins Gesicht abzeichnet. Ganz spontan musste ich im Augenblick des Wiedererkennens an unsere nun-Bundeskanzlerin denken, die - gefragt nach ihrem früheren Traumberuf - einmal gesagt hat, sie wäre gerne Eiskunsttänzerin geworden! Na, irgendwie war dann das Bild der Elefantin im Haushaltswarenladen meiner Heimatstadt perfekt als ich ihr dann gegenübertrat und breit grinsend ein schönes Wochenende wünschte.

Ach ja, und der Olympiasieger im Geräteturnen hat dann meines Wissens nach auch nicht mehr viel mehr geschafft, ausser dass hier im Kaff eine Turnhalle nach ihm benannt wurde und er bei Wald-Feld-und-Wiesen-Festen des hier ansässigen Sportvereins mal mit dem Fallschirm runterspringen darf.

In diesem Sinne: Manches im Leben ist eben einfach "Gut so!"

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