(exponierter) Leberfleck

"Ich habe da diesen Fleck, Stoerti ...." sagt sie. Sie ist aufgeregt und an der kühlen Feuchtigkeit ihrer Hände kann ich ablesen, dass es sie sehr beunruhigt. Sonst sind ihre Hände trocken und warm, sie hat kleine Hände, mit schlanken, eleganten Fingern, das fällt mir in diesem Moment auf, denn ich mag diese Hände.

"Was für einen Fleck meinst Du?" frage ich sie und schaue sie dabei mindestens genauso fragend an. "Na hier!" entgegnet sie und legt ihre Hand in die linke Leiste. "Ein Fleck in Deiner Leiste?!" frage ich sie irritiert. "Nein, tiefer, na, Du weisst schon wo!" hält sie mir entgegen. Tiefer ist das Knie, das kann sie nicht meinen, denke ich noch, doch ich ahne schon worauf sie hinaus will, aber ich will mir den Spass nicht entgehen lassen, es aus ihrem Munde zu hören. Schliesslich sind wir allein, es hört uns keiner zu, ausser vielleicht den Vorhängen, die sich im warmen dämmrigen Abendwind wiegen. Und nie zuvor habe ich eine Frau erlebt, die dermassen Probleme damit hatte, ihrem Partner gegenüber dies artikulieren zu können. "Am Schenkel?!" frage ich deshalb und versuche einigermassen diplomatisch meinen Schalk, der mir hinter den Ohren hervorschaut, zu verbergen.

"Nein! Nicht am Schenkel, hier!!" und diese energische Bewegung mit der sie sich in den Schritt tippt und die sich dieser Aussage anschliesst kann wirklich keinen Zweifel mehr daran lassen, was sie meint.
"Ach, deeer....!" versuche ich möglichst überzeugend und beschwichtigend ihre Sorgen auf einmal hinwegzuwischen. "Dieser Fleck, an Deiner Schamlippe, ich denke ......"

Viel weiter komme ich nicht, denn mit diesem zischenden Geräusch mit dem sie alle uns umgebende Luft auf einmal in sich einsaugt lässt mir nicht mehr wirklich viel davon zum atmen. "Du, ...., Du, ... kannst doch nicht so einfach über meine ... sprechen!?" Sie hat ein sehr mediterranes Gemüt, sehr emotional, sehr aufbrausend und absolut rassig. Manchen meiner Geschlechtsgenossen hat das an ihr in der Vergangenheit gestört, ich liebe diese Art und Weise, wie sie sich aufregen kann und sich dann aber auch gerne wieder von mir beruhigen lässt.

Sie sitzt auf dem Bett, der Vorgang des Luft-Einsaugens ist noch nicht ganz abgeschlossen, dennoch versucht sie wieder die ersten Worte zu artikulieren.
"Du, ...Du kannst doch nicht so einfach von meinen Schamlippen sprechen ..." kommt mir ein Schwall der eben eingesogenen Luft geradewegs wieder entgegen. "Ich spreche ja auch nicht so ohne weiteres von Deinem Schniepi!"
"Warum nicht?" versuche ich diesem Schlagabtausch miteinzuwerfen "...schliesslich hat mir der liebe Gott das Ding verpasst und Dir hat er eben Schamlippen anmodelliert! Warum soll ich Teile, die wir an unserem Körper haben und die durchaus ihren Sinn und Zweck haben und lustvoll erfüllen können nicht in irgendeiner Form mit einem Eigennamen versehen?"

"Ja, aber, muss das denn gleich 'Schamlippen' oder 'Muschi' oder so wie bei Dir der 'hhhh-pee--nnnsss'... " Worte, die ihr unangenehm sind auszusprechen versucht sie mit grösster Liebe so zu verstümmeln, dass ich wirklich ganz einfach erraten oder auch direkt heraushören kann, was sie tatsächlich meint. Das finde ich schon sehr süss an ihr und ich muss gestehen, dass ich mir irgendwann anfing daraus einen Sport zu machen, diese Worte aus ihr herauszukitzeln. "Können wir das denn nicht ganz einfach anders bezeichnen?"

Als sie das sagt muss ich einfach dieses kurze, glucksende Geräusch von mir geben.
"Wie, ich soll Deinen und meinen - versuche ich es mal neutral zu sagen - äusserlichen Geschlechtsmerkmalen andere Namen verpassen?!"
Sie muss das Fragezeichen in meinem Gesicht erkannt haben, denn sie versucht irgendwie beschwichtigend hinzuzufügen "Namen, die nur wir diesen Dingen zuordnen können, damit wir immer wissen was gemeint ist, aber Aussenstehende da auf keinen Fall Bescheid wissen!" und um das nocheinmal gestikulatorisch zu betonen schüttelt sie mit leicht erhobenen Augenbrauen und Lidern noch ganz leicht den Kopf.

Wie stellt sie sich das vor? Möchte sie tatsächlich, dass ich mein Glied beispielsweise nach einem deutschen Kaiser benenne und sie ihr Chatte nach einer österreichischen Kaiserin? Sex zu viert, oder was hat sie da im Sinn? Das finde ich schon eine komische Vorstellung, plötzlich zwei weitere Namen im Raum stehen zu haben, wenn wir uns lieben. Körperlich lieben,... unserem Begehren freien Lauf lassen...

Mir fällt plötzlich mein kleiner Bruder ein, vor 21 Jahren, als er morgens im Laufstall stand, sich die Klamotten vom Leib gerissen dafür aber mit der Aussprache es noch nicht so hatte, da entstanden die Begriffe "Obennix" und "Asterix", Bezeichnungen in unserer Familie für "nackt" und den kleinen Pimmelmann meines kleinen Bruders.

Ich muss still in mich hineinlachen, sie kann höchstens für den Bruchteil einer Sekunde ein Grinsen erkannt haben.

"Okay,..." lenke ich ein und denke dabei an eben jene Situation mit meinem Bruder "dann lass' sie uns von jetzt an 'Asterix' und 'Falbala' nennen!"
"Wie kommst Du denn ausgerechnet jetzt darauf?" schaut sie mich zweifelnd an und rupft an ihrer Bettdecke. "Das finde ich echt kindisch, wieso muss ich bei Dir immer das Gefühl haben von Dir nicht richtig ernst genommen zu werden?" wirft sie mir vor, während sie sich weiter in die Decke ein- und von mir wegdreht. Ich versuche erst gar nicht, dem noch irgendetwas entgegenzuhalten. Mediterran eben, denke ich.
"Ausserdem wurde 'Falbala' von 'Obelix', nicht von 'Asterix' angehimmelt, nur um das klarzustellen, bevor ich einschlafe..." scheisst sie nach einem kuren Moment noch klug.

Die Decke ist erst mal weg, ich lasse den warmen Heidelberger Abendwind der durch unsere Wohnung streift über meine Haut streichen und fühle mich unglaublich wohl. Neben ihr. Ohne Decke.

Völlig entkleidet liege ich neben ihr auf dem Bett und in der Dämmrigkeit der anbrechenden Nacht beginnen sich Umrisse abzuzeichen. Tiefer. Noch tiefer. Weiter unten. An mir...
'Obelix.....!' denke ich noch und fange an zu lachen.

Epilog: Wir sind schon lange getrennt, doch ich zähle sie zu meinen besten Freundinnen, da hieraus eine offene und unglaublich spannende Freundschaft gewachsen ist. Neulich erzählte sie mir dann bei einer Tasse Kaffee, dass sie sich den Fleck habe wegmachen lassen und das es nichts Schlimmes gewesen wäre ...
Paulaline - 4. Mär, 01:57

ich liebe auch menschen dieses gemüts - meistens.
Eine tolle Anekdote, am die Du sicher gern zurückdenkst. und ich werde sicher vorläufig bei jedem erwähnten Obelix, zu grinsen anfangen.

stoertebeker - 5. Mär, 12:30

@paulaline

:-)
Dabei hat er eigentlich recht wenig mit 'Obelix' gemeinsam

Trackback URL:
https://stoertebeker.twoday.net/stories/1650655/modTrackback

Aktuelle Beiträge

10 Jahre ...
... um genau zu sein!
stoertebeker - 1. Mai, 13:27
Oder wenigstens eine...
Oder wenigstens eine Angel.
Ole (Gast) - 1. Feb, 19:01
Coole Sache. Habe das...
Coole Sache. Habe das im letzten Jahr in Friedrichshafen...
jazzer - 2. Okt, 14:12
uiuiuiii
Sieht cheffig aus!
Christian (Gast) - 2. Okt, 14:06
Na dann wünsche ich einen...
Na dann wünsche ich einen schönen Urlaub, vor allem...
caliente_in_berlin - 25. Aug, 14:57
Schön, ne?
Schön, ne?
stoertebeker - 19. Jul, 23:55
BOH!
BOH!
caliente_in_berlin - 19. Jul, 23:42
Gelungen! Dir viel Erfolg...
Gelungen! Dir viel Erfolg bei der Suche. Sid.
ing.sid - 18. Jul, 21:32
Stimmt (irgendwie).
Stimmt (irgendwie).
caliente_in_berlin - 18. Jul, 21:15
Wunderschöne warme Worte...
Wunderschöne warme Worte voller Sehnsucht, die wohl...
caliente_in_berlin - 18. Jul, 21:14

Vitalienbrüder & -schwestern

Status

Online seit 7022 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 4. Mai, 13:04

Archiv

März 2006
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 9 
10
16
17
19
20
21
22
23
25
26
28
29
31
 
 
 

The Buttons

kostenloser Counter

BlogKarte.de
Keine Zielgruppe Ihr nicht ich!
Buttonmaker Pandora Genome
MC 4 Wettendass!! Ungehalten und Jähzronig Bewegung
counter
Personal Blog Top Sites

Bootszimmermann
Bordbibliothek
Captainslounge
Fangfrisch
Indien 2006
Kaperfahrt
Klabautermann
Klugscheisserei
Leibesertüchtigung
Nachttopf
Piratenbraeute
Positionslichter
Schifferklavier
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren